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1. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 11

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Finnland und seine Bewohner. 11 seinen Blättern nur in milderen Himmelsstrichen eigen ist. Recht heimisch ist aber die Birke, sie scheut nicht den äußersten Norden und bildet gleich den Nadelhölzern oft die ausgedehntesten Waldungen. Zünden Nadel- holzwäldern gesellt sich der Wachholder, die Landschaft des Südens ziert öfters der Faulbaum mit seinen weißen duftenden Trauben. Ueberallhin verbreitet erscheint der schwarze Vogelkirschbaum. Die Wälder und Sümpfe haben einen unermeßlichen Reichthum an Beeren der schönsten und wohlfchureckendsten Arten; ihre bunten Farben verleihen der Landschaft mit ihrer trüben Eintönigkeit oft einen freund- licheren Anstrich. Da wachsen die Erdbeere, die Himbeere, die blaue und rothe Heidelbeere; hoch im Norden duftet die aromatische Zwerg- oder nordische Himbeere mit ihren rosenrothen Blumenblättern und ihren pur- purnen Früchtchen, deren herrlicher Wohlgeschmack sie würdig macht, auf den Tafeln der russischen Hauptstadt zu prangen. Auf dunklem Moos- arunde belebt der Zwergbrombeerstrauch mit seinen rothgelben Beeren die fahlen Farben öder Niederungen, und wo sich Sümpfe strecken, da ver- deckt die Moosbeere mit ihren immergrünen Blättchen und zahllosen weiß und roth gesprenkelten Beeren ihre Häßlichkeit. Sümpfe, Moore, Wasserzüge und Seen nehmen fast die Hälfte des Bodens von Finnland ein. Von der andern Hälfte, dem festen Boden, sind die höher liegenden Gegenden sandig und geeignet für Weide und Ackerbruch. Die Ackerfrüchte gedeihen auch vielfach auf fruchtbarer Thon-, Schwarz- und Dammerde. Am fruchtbarsten ist die große Ebene um Wasa und das Flußgebiet des Küro, bekannt wegen des trefflichen Roggens. Die Wälder smd an der Küste meist gelichtet, die dichten Bestände des Innern verheert häufig die Flamme; denn Waldbrände sind in Finnland noch immer nichts Ungewöhnliches. Das finnische Volk verleugnet noch jetzt in Sprache, Sitte und Charakter eine historische Dreitheilung nicht. Wer, etwa aus Deutschland oder Schweden kommend, zum ersten Mal den finnländischen Boden betritt, den muß das durchaus Fremdartige der finnischen Sprache auf's höchste überraschen und .den Gedanken sogleich nahe bringen, daß er es hier schwerlich mit einer Sprache aus unserer indo-germanischen Sprachfamilie zu thun habe. Wer Lust und Gelegenheit hatte in den Bau dieser Sprache einzudringen und ihren Geist in der Literatur zu studiren, dem wird ihr orientalischer Ursprung nicht lange verborgen geblieben sein. Als eines der Hauptglieder jener über ein gutes Theil von Europa und Asien verbreiteten ural-altaischen Sprachenfamilie, hat sie sich ungestörter und kräftiger entwickelt, als zwei andere am wertesten westlich vorgedrungene Schwestern, die türkische und die ungarische Sprache. Wir wollen hier nur einiger Haupteigenthümlichkeiten der finnischen Sprache gedenken. Die^ finnische Sprache ist eine schöne, leichte, wohlklingende. Bei aller Vocal- fülle überschreitet sie nie das Ebenmaß. Besonders reich ist sie an Doppel- lauten; sie begnügt sich nicht mit denen unserer Sprachen, sondern bildet neue, äü, öü, üö. Am Anfang des Wortes leidet sie nicht mehr als einen Consonanten (Mitlaut); auch am Ende liebt sie den Vocal. In der Schrift kennt die finnische Sprache keine müßigen Zeichen; der Laut bleibt unab- änderlich derselbe. Die Sprache liebt vielfilbige Wörter; es giebt ihrer bis zu elf Silben. Vermöge der Biegsamkeit ihrer Formen, vermöge der reichen Mannichfaltigkeit ihrer Figuren, ihrer Leichtigkeit in der Bildung neuer Wörter ist die finnische Sprache besonders für die Dichtkunst geeignet. Der Finne liebt den Gesang über alles. Aber dabei hat für ihn" das Wort vor dem Ton den Vorrang. Ihm kommt es wesentlich auf den geistigen Inhalt des Gedichtes, erst in zweiter Linie auf die musikalische

2. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 17

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Das Klima der pontischen Steppe. 17 peinigen. Nun geht es durch labyrinthartige, schmale, finstere, feuchte Gänge an den mit farbigen Gewänvern bedeckten Gebeinen der hier in kostbaren Särgen beigesetzten Mönche und Heiligen vorüber, immer tiefer in den Schooß des Berges hinein. Von Zeit zu Zeit kommt man in etwas weitere capellenartrg eingerichtete Räume, in denen ein Priester, von Chorsängern unterstützt, mit den Pilgern einen Gottesdienst begeht. Der Mönch, der uns führte, war ein düsteres Wesen; als eine junge Dame, die zu unserer Gesellschaft gehörte, sich die Dinge mit etwas weltlichem Blick anschaute, wurde sie barsch zur Ordnung gerufen: „Sie sind hier um zu beten und die Gebeine der Heiligen zu verehren, nicht aber um zu gaf- fen!" Wiederholt gewahrt man ganz kleine fensterartige, nur mit Metall- platten bedeckte Oeffnungen in den Mauern. Hier hatten sich in den fin- steren Jahrhunderten des religiösen Fanatismus fromme Büßer einmauern lassen. Durch das Fensterchen reichte man ihnen Brot und Wasser. Wenn sie es nicht mehr in Empfang nahmen, dann waren sie wol gestorben und das Fenster ward verschlossen. Aus einem hohlen eisernen Kreuze wird dem Besucher der Höhlen geweihtes Wasser gereicht, wogegen er eine Münze spendet. Im Kijew'schen Höhlenkloster strömen durch die vielen Tausende von Pilgern außerordentliche Reichthümer zusammen. Aus allen Theilen des Reiches kommen die Beter in Scharen hierher gezogen. Durch diese Wall- fahrt und die reichen Spenden, die sie oem Kloster zu Theil werden lassen, glauben sie den Himmel zu versöhnen. Mackche hoffen Genesung von schwerer Krankheit durch dieses gute Werk zu erringen. Natürlich verstärkt auch vielfach die Liebe zum Müßiggang die Scharen der Wallfahrer. Viele hundert Meilen werden zu Fuß zurückgelegt; in den Dörfern können die Pilger und Pilgerinnen — es sind viele alte Frauen darunter — auf gast- liche Aufnahme rechnen. Der Ruf von der Heiligkeit und Wunderkraft des Höhlenklosters ist in jedes noch so kleine Dorf des Riesenreiches gedrungen. L. Thomas: Nah der allgemeinen Zeitung. 10. Das Klima der pontischen Steppe. Die Natur schläft in den Steppen einen so langen Winterschlaf, daß man im Frühlinge wohl ein freundlicheres Erwachen erwarten könnte, als man im April und Mai an ihr wahrzunehmen gewohnt ist. Der Steppen- frühling beginnt mit der schmutzigen Zeit der Schneeschmelze, und wenn die Steppe im Sommer oft Monate lang kein erfrischendes Tröpfchen Wassers an sich zieht und Meilen weit nicht den geringsten Quell dieser schönen Bodenmilch aus seinem klapperdürren Boden entläßt, so strömt nun im Beginn des Frühlings das unruhige Element überall, wo man es wünscht und nicht wünscht. Die ganze Steppe geht auf, und ihre ganze Oberfläche, wo nicht der dickste und älteste Rasen sie festigt, verwandelt sich in einen schwarzen schmierigen Brei, so daß es dem Menschen unmöglich ist, seinen Fuß auf dem ganzen weiten Gefilde irgendwo sicher hinzusetzen, wo nicht seine Hand ein Plätzchen überbrückt hat. Von allen Rücken und in allen Schluchten und Thälern brausen die schmutzigsten Ströme des widerlichsten ^L^sbrs. In den Wohnorten der Menschen, wo durch die Straßen eben solche wilde Ströme und Wässerfälle geräuschvoll arbeiten, wird der gräu- lichste Unrath, den die Schneedecke liebreich verbarg, enthüllt und durch die geführt. In dieser Zeit gehen die Hauptveränderungen der Boden- oberfläche der Steppen vor sich. Regenschluchten reißen sich oft in einer Nacht bis zu Klaftertiese aus. Die Senkungen der Küsten am Meere finden nun vorzüglich statt, sowie auch Verflözungen der oberen Fruchterde- Kriigcr, Geographische Bilder. 2

3. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 18

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
18 Bilder aus Europa. — Rußland. decke, die so bedeutend sind, daß in einigen Tagen lange Thalstrecken mit einer mehrere Ellen dicken Erdschicht bedeckt werden. Hat sich durch alle diese Gährungen der Frühling nun endlich hin- durch gearbeitet, und waren schöne ruhige Tage am Ende Aprils und im Mai sanft niedergestiegen, so kommt dann die angenehmste und erfreulichste Zeit der Steppe, die dann wie eine grüne Oase erscheint zwischen den ver- brannten Graswüsten des Sommers und den Schneeflächen des Winters. Die ganze Steppe, so weit sie reicht, thut dann ihr Möglichstes in Erzeu- gung grüner Gräser. Diese Jugendzeit der Steppenkräuter ist die schönste Zeit der Steppe, und es mag das Außergewöhnliche ihres Anblicks dem Fremdlinge Reiz gewähren. Das Grün entfaltet sich hrer in großen unabsehbaren Massen und wieder von Neuem in grenzenlosen Flächen. Nirgens eine kühne Er- hebung, ein hoffnungsvolles Aufstreben zum Himmel. Alles, alles liegt bleiern und matt darnieder. Da wird die Farbe der Hoffnung fast zur Farbe der Verzweiflung. Nachtfröste sind hier im Frühling völlig unbekannt. Wenn auch die Nächte kälter ffnd als die Tage, so bleibt es doch nur bei einem besonders in den Thälern kalten Thau, während auf der hohen Steppe selbst des Nachts eine ziemlich warme Temperatur herrscht. Gewitter beginnen schon im April sich zu zeigen, und oft wettert es den ganzen Mai hindurch. Natürlich sind dies nur electrische Entladungen. So lange diese Frühlingsgewitter noch aufsteigen und ihren Segen dem Lande nicht vorenthalten, so lange giebt es auch noch Thau in den Nächten, und erst in der Mitte des Juni hören die Thaue mit den Niederschlügen zusammen auf. Der Boden der Steppe ist im Sommer erhitzt und klafft, gesprungen überall, vergebens nach Regenlabung schreiend. Die Sonne geht in dieser heißen Zeit meistens feuerroth auf und ebenso unter und um Mittag wölbt sich ein bleicher Himmel über dem Lande, denn die starken Ausdünstungen aller Dinge, der Meere, der Thäler, der Thier- und Pflanzenwelt, der Flüsse, welche letztere vertrocknend oft ganz zum Himmel aufsteigen, schwellen immer die Luft mit wässerigen Dünsten, welche aber die Hitze nicht zum Niederschlage kommen läßt, sondern schwebend in der Lust erhält. Die Hitze wäre wohl an und für sich nicht so unerträglich und wird es nur mehr durch ihre Dauer. Nie wird sie durch einen Zwischenact von Kühlung unterbrochen. Es ist dies eine Zeit großer Leiden alles Lebendigen auf der Steppe. Die zarten Pflanzenkeime sinken zusammen und verdorren. Die Steppe verliert die Frische ihres Frühlingsgrüns, wird dunkler, braun und fall völlig schwarz, als hätte alles ein zehrender Brand versengt; Menschen und Thiere magern ab. Die Heerden der wilden Ochsen und mehr noch der Pferde, die im Mai so voll und muthig waren, sind matt und lahm. Die Wasserteiche schmelzen zusammen, die Brunnen versiegen, die Quellen stocken, und da, wo noch im Frühlinge Wellen schlugen, staubt jetzt der Boden. Ende Juli und August erreicht die Dürre ihren höchsten Grad. Dann stellen sich wieder starke Nachtthaue ein und Gewitter werden hier und da vom Boden angenommen. Die bleiche Dunst-Atmosphäre klärt sich allmaüg zu freundlichem Blau ab, und alles bildet sich mehr und mehr zum sanften Herbste hinüber. Wenn jenseit der größten Sonnenhöhe entschieden der Mai der angenehmste Punkt war, so ist es nun diesseits eben so entschieden der September. Die Lüfte werden dann äußerst sanft und mild. Zuwecken

4. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 19

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
19 Düs Schilfrohr und Gestriipp der pontischen Steppe. einfallende Regen halten den unholden schwarzen Steppenstaub nieder. Die Steppe ergrünt von Neuem mit nachsprießendem Grase. Mit Ende September ist aber auch schon alle Lust wieder zu Ende, und der October, der sich bei uns noch mit herrlichem Himmelblau schmückt, ist schon wieder völlig Wüstenbarbar. Nach I. G. Kohl. 11. Das Schilfrohr und Gestrüpp der pontischen Steppe. Das Schilfrohr. Alle bedeutenden Steppenflüsse sind mit großen Schilfwaldungen ge- schmückt. Es bilden sich diese Schilfwaldungen insbesondere da, wo sich die Ströme ihrem Ausflusse nähern oder wo sie kleine stehende Seen, Tümpel und Teiche bilden. Fast alle Steppenflüsse aber lösen sich im Sommer zu einer Menge kleiner und großer Wasseransammlungen auf, die alsdann mit emporschießenden Schilfwaldungen bedeckt werden. Die Russen nennen diese Schilfwälder „Plawna", verstehen aber unter diesem Ausdrucke auch überhaupt wohl die ganze Flußthalniederung, soweit sie der Fluß zu überschwemmen pflegt. Diese Schilf-Plawnas sind nach oen Grasverbrüderungen ohne Zweifel wohl die größten Pflanzengesell- schaften, die in den Steppen vorkommen. Sie bedecken in den Thälern des Dnjestr, Dnjepr und Don große Strecken von vielen Meilen Länge und oft mehr als einer Meile Breite und sind vom größten Interesse für das Thierleben. Im Sommer sind sie voll Vögel, insbesondere von solchen, die bei uns im Walde leben, und die hier das Schilf als ihren Wald be- trachten. Zeisige, Finken, selbst Nachtigallen bauen in Menge ihre Nester im Schilfe und singen ihre Melodien. Die Schilfrohre stehen so dicht bei- sammen, daß der Wind sie nicht zertheilen kann und sie nur oben gleich- mäßig ein wenig hin und her schwanken macht. Die kleinen Sänger hängen daher ihre Nester in völliger Sicherheit an drei Schilfrohre. Außerdem aber sind die Plawnas beständig voll von Wasservögeln aller. Art, von Enten und wilden Gänsen in Fülle, großen Schaaren von Pelikanen, deren es hier zwei Arten giebt und die man oft zu 300 bis 400 bei einander sieht. Die Raubvögel, welche hier fast die einzigen Jäger sind, haben daher die schönste Jagd, und man sieht sie beständig von der hohen Steppe, wo sie ihre Nester haben, herabschweben und über den Schilfrohren kreisen, in denen bei ihrem Erscheinen immer ein Tumult und vielstimmiger Aufruhr entsteht. Mancher kleine Vogel, der im Sommer die Schilfe mit Ge- zwitscher belebte, zieht im Winter ganz davon. Dafür aber gesellen sich zu den geflederten Kehlen, die da bleiben, im Winter noch viele bepelzte Gurgeln. Die Hasen, die Wölfe und überhaupt alle Thiere, die durch die erbarmungslose Kälte von der kahlen Steppe vertrieben werden, ziehen sich in die niedrigen Plawnas der Flüsse zurück, um Schutz zwischen den Schilfrohren zu suchen. Sehr wichtig ist das Schilf für den Menschen. Vor allen Dingen werden alle Häuser der Landleute mit Schilf gedeckt, alsdann flechten'sie die Zäune der Gärten u. f. w., wenn sie sie nicht von Erde auswerfen, aus Schilf. Ja in vielen Gegenden bauen sie auch ihre Häuser aus Schilf, und zwar oft ganz hübsche und wohnliche, wobei die Schilfwände so mit Lehm und Kalk überwarfen werden, daß, wer es nicht besser weiß, sich eben so gut einbilden kann, er sei in einem steinernen Hause. Endlich ment das Schuf auch noch als ein in den Steppengegenden weitverbreitetes Brennmaterial. Die Schilfwaldungen der Flüsse sind gemeinschaftliches Gut der an- liegenden Ortschaften, allemal so weit das Gebiet eines jeden Ortes reicht, 2*

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 51

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Natur Spaniens. 51 Schaluppen vollauf zu thun, bei Nacht und Nebel die Continentalsperre brechend, kostbare Fracht nach dem Festlande zu bringen. ... Ganz anders sieht es jetzt auf der Insel aus. Im Winter ist es wohl einsam dort, und die Helgoländer nähren sich dann allein vom Ertrage ihres Fischfanges und vom Lootsendienst. Kommt aber der Sommer heran, so malen sie die Stuben ihrer Häuser fein mit Oelsarbe, stecken frische Vor- hänge auf; denn gegen Mitte Juni langen aus ganz Deutschland die Bade- gäste an, und bis zum September herrscht das glücklichste Leben auf der alten sagenreichen Klippe, die ihre hohe rothe Wand im Meere widerspiegelt. . . . . Helgoland ist wohl eine merkwürdige Insel, und wer sie einmal gesehen hat, vergißt sie nimmermehr. Nach Joh. Ziegler (Dtsch. Ztg.) Sie pyrrnirifche Halbinsel. 30. Die Natur Spaniens. Aus der pyrenäischen Halbinsel ist die afrikanisch-arabische Bildung und das afrikanische Leben dem oberflächlichen Anscheine nach wieder in die Heimat, aus der es hervorbrach, zurückgedrängt worden; im Grunde aber lebt es fort und fort und ist in Saft und Blut des Volkslebens über- gegangen, und was die Natur anbelangt, so gehört der südliche Theil der pyrenäischen Halbinsel viel entschiedener Afrika als Europa an. Schon die Kette der Pyrenäen bildet mit ihrem unverhültnißmäßig hohen Kamm und ihren schwierigen Pässen, eine viel bezeichnendere Scheidegrenze für Natur und Völkerleben, als die leicht zu durchschneidende Meerenge von Gibraltar. Die an den südlichen Abhang der Pyrenäenkette'sich anlehnenden nördlichen und nordwestlichen Provinzen Spaniens schließen sich der europäi- schen "Natur noch ziemlich eng an mit ihren Fichten- und Föhrenwäldern, ihren freundlichen grünen Bergthälern und fruchtbaren Felsenschluchten mit großartigen Wasserfällen und schönen Bergseen; im Mittelgebirge reiche Roggenfelder, frischsastiae Wiesen, wasserreiche Bäche und Flüsse. Schon die mittlere Zone mit Neu - Castilien und den umher- gelagerten Landschaften gehört nicht mehr Europa an und weist ein Mittel- glied auf zwischen der Natur der beiden Welttheile, das auf den Fremdling aus dem Norden einen höchst trübseligen Eindruck macht. Nichts als ein- förmige Hochebenen, von nackten Hügelreihen durchzogen, bieten sich hier dem Auge dar, Kastanien und immergrüne Eichen auf der einen, fast aus- schließlich vorwaltend Gräser auf der andern Seite. Nur die Monate September und Oktober sind hier erträglich. Die südliche Zone ist genugsam als afrikanisch bezeichnet durch die schroffsten Gegensätze von heißester Glut und üppigstem Pflanzenreichthum gegen nordische Kälte und gänzliches Absterben allen Pflanzenlebens. Hier haben wir zugleich die Gegensätze des Hochgebirges auf der einen und der Nrederung auf der andern Seite. Als Hochgebirge ist der leibhaftige Vertreter dieser Zone die eigent- liche sogenannte „Schneekette", die Sierra Nevada. Aus der mit ihren südlichen Vorhöhen fast bt§ an das Gestade des Mittelmeeres reichenden Kette der Sierra Nevada steigen aus einem von Glimmerschiefer gebildeten Kamm sechs Kuppen bis über 3000 Meter empor, mit dem Mula Hasen, als dem höchsten Gipfel und der höchsten Bergspitze in Europa überhaupt, 4*

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 52

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
52 Bilder aus Europa. — Die pyrenäische Halbinsel. nächst den Alpen. Diese in ihrer charakteristischen Eigenthümlichkeit erst in allerneuester Zeit etwas bekannter gewordene Gebirgsgruppe entwickelt die schlagendsten Gegensätze von afrikanischer Glut in den engen, von keinem Windhauch durchzogenen Gebirgsthälern, wo selbst Passatwinde, welche den Küstenländern Nord-Afrikas einige Kühlung zuführen, keinen Einfluß üben, und bedeutender Kälte auf den Berghöhen, von tropischer Vegetation und nordischem Pflanzenmangel. Hier giebt es keine Bergtristen und nur sehr einzeln zerstreute Bewohner bei großer Wasserarmut. Besonders afrikanisch ist das Gepräge des Niedergebirges mit glühenden Schluchten und steilen starren Wänden, wild und zerrissen bei nur geringer Höhe, wo selbst die Schasheerden einen Ziegenbock zum Führer erhalten, weil sie allein nicht Energie genug besäßen, um die steilen Gehänge hinan- zuklimmen. Man hat besonders auf den großen Farbenreichthum der Fels- massen hingewiesen, indem selbst der Kalkstein den mannigfaltigsten Farben- wechsel entwickelt. An diesen Gehängen nun steigen mit Felsblöcken und Steinschutt verbarrikadirte Schluchten herab, ramdla genannt, und die in mehr horizontaler Richtung eingeschnittenen tiefen darraneos. Dabei besteht die vegetabilische Bekleidung dieser Bergzone neben Rosmarin und Oleander vor allem nur in Zwergpalmen; aber die Dürre und Sonnenglut ist so groß, daß sie alles verbrennt. Zwischen den Gebirgen und den von Flüssen berieselten Gegenden, wo die Natur dem Kunstfleiß der Menschen vorgearbeitet hat, erstreckt sich der campo, auf weite Strecken hin des Anbaues fähig, aber öde und wüst, der nordafrikanischen Steppenwüste vergleichbar und nur durch reichlichen Regen zu befruchten, wo dann selbst fünfgigfäitttje Saat aufschießt, während sonst alles verdorrt und versengt daliegt. So giebt es denn auch in dieser Zone nur spärliche Pachthöfe und Landwohnungen. Und, eben wie die Gegensätze gerade in dieser afrikanischen Zone der pvrenäischen Halbinsel so überaus schroff und entschieden sind, ist gerade einer der traurigsten campos, denen man in Spanien begegnet, die fast unbewohnte, öde Landschaft hart im Südwest der reichen, lebensvollen vega von Murcia. Denn hier giebt es keinen Uebergang, sondern wie man hinaustritt aus dem Bereiche der von künstlichen Wassercanälen durchzogenen und genährten Pflanzungen, hat man nackte, todte, wüstenartige Steppen vor sich. Kein größerer Gegensatz ist denkbar, als derjenige des campo und der vega oder huerta. Die vega oder huerta ist noch mehr als der eampo ein echt afrika- nisches Bild. Selbst in Italien giebt es nicht so schöne Gärten, eben weil nach Italien arabische oder vielmehr berberische Cultur nicht eindrang; nur Sicilien hat etwas Aehnliches aufzuweisen. Denn Berber sind die eigent- lichen Gartenbauer Nordafrikas, und schon die Römer nahmen manche den Gartenbau und die verschiedenen Gemüsearten bezeichnende Namen von den Berbern oder Mazighs Nordafrikas herüber. Genau genommen übrigens enthält die vega oder huerta gar keine Gärten im eigentlichen Sinne, sondern Gartenfelder, in kleinen Vierecken ausgelegte und von Wassercanälen oder acequias, die von dem arabischen Schöpfrade, der noria, gespeist werden, durchzogene Feldstücke. Es ist dieser Charakter, der die Huertas von Valencia und Murcia in Anlage und Natur den schönsten Pflanzungen in den nordafrikanischen Küstenländern nahe an die Seite stellt, z. B. derjenigen von Gabes, nur daß die hier den Unterwuchs beschattenden^ Palmen m ungleich größerem Maße vorwiegen, während die Palme in Spanien nur ganz vereinzelt ihr malerisches Haupt über die Reihen von Maulbeerbäumen und die schönsten Haine von Granat-, Feigen- und Orangenbäumen und die Felder von Getreide, frischem jungen Reis und üppigen Hanf erhebt. Nur in der Ebene von Elche im Südwest von Alicanti und vereinzelt in

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 53

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Pyrenäen im Vergleich mit den Alpen. 53 der Ebene südwestlich von Valencia stehen die Palmen zu Wäldchen zu- sammen. ^ r . „ Bei solcher Fülle des verschiedensten Pflanzenwuchses t;t m der Bega ewiger Wechsel von Blühen und Reisen, Keimen und Sprossen, Säen und Ernten, aber die Grenze eben dieser reichen Fülle ist mit scharfen Linien vorgezeichnet, und an die Stelle dieses mannichfaltigen Reichthums tritt dann plötzlich wüste Dürre und Trockenheit, denn die Feuchtigkeit und Wasserfülle, welche an der betriebsamen Hand des Menschen all dies Leben erzeugt, wird umgrenzt und gebannt von nackten kahlen Gehängen. Aber bezeichnend für den afrikanischen Charakter ist eben dieser Rand der Bega; denn außer der, aus dem neuen Welttheil eingeführten Agave (spanisch pita), die meist mit einem Blüthenstengel bis 6 Meter Höhe aufsteigt, wird dieser Heckenrand fast ausschließlich von der sogenannten indischen Feige, der Opuntia vulgaris gebildet. Diese für den südlichen Theil der pyrenäischen Halbinsel so charak- teristische vega oder huerta ist, wie gesagt, ganz arabisch-maurische Schöpfung, aber das arabische Wesen belebte nicht allein Berg und Thal, Plateau und Stromsaal bis hinauf in die klemsten Verzweigungen der größeren Flüsse, deren Namen zum großen Theil erst durch die Kenntniß des Arabrschen ihr wahres lebendiges Interesse erhalten, sondern dieses fremdländische Element ist auch in die gesummten Lebensanschauungen des Spaniers ein- gedrungen. Heinrich Barth. 31. Die Pyrenäen im Vergleich mit den Alpen. Die geringere Höhe der Pyrenäen, die unter dem höchsten Gipfel der Alpen etwa um 1300 M. zurückbleibt, ist für die wesentliche Verschiedenbeit beider Gebirge weniger von Gewicht, als der auffallende Unterschied in den äußeren Umrissen, wie in dem ganzen Gebirgsbau. In den Alpen giebt es mehr zusammenhängende Kämme; in den Pyrenäen mehr isolirte, auf der hohen Basis des Rückens zu beträchtlichen Höhen sich erhebende Gipfel; dort eine große Breite des Gebirges, im Zusammenhange mit weit erstreckten Längenthälern, welche verschiedene Hauptjoche von einander sondern; hier eine geringere Breite und Mangel an bedeutenden Längenthälern. Die Alpen sind nicht allein in den Erweiterungen ihrer Querthäler, sondern auch in ihrem Vorgebirge reich an Seen, die den Pyrenäen beinahe gänzlich fehlen. Der geringeren Höhe und der südlicheren Lage ist es zuzuschreiben, daß in den Pyrenäen der Schnee einen ungleich geringeren Flächenraum einnimmt, als in den Alpen. Nie bemerkt man im Sommer auf den Gipfeln der Pyrenäen eine ununterbrochen sich darstellende Schneedecke, wie sie erscheint, wenn man die Alpen aus der Ferne betrachtet. Gletscher stnden sich in den Pyrenäen nur an den Abhängen der höchsten Berge; nie ziehen sie sich, wie so häustg in den Alpen, in Fhüler hinab; daher sie dort nicht wie hier, Wiesen oder gar Kornfelder erreichen. Die weit geringere Masse von Schnee und Eis ist eine Hauptursache, daß die in den Pyrenäen ent- springenden Gewässer im allgemeinen weit weniger stark als diejenigen sind, welche in den Alpen ihren Ursprung nehmen. Einen besondern Einfluß hierauf hat auch die geringere Breite des Gebirges, und nicht ganz ohne Einwirkung dürfte daneben die schwächere Waldvegetation sein. Denn obgleich in den Pyrenäen wegen der südlicheren Lage der Baumwuchs höher als in den Alpen hinansteigt, so ist doch die Bewaldung dort auffallend geringer als hier, hauptsächlich wegen der geringeren Feuchtigkeit der Atmosphäre und des Bodens, die zum Theil von der großen Trockenheit des über Spanien fortstreichenden Südwindes abzuleiten ist, auch wohl

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 67

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Aus den Maremmen. 67 Ein anderes Gemälde dieser merkwürdigen Stevpenlandschaft, gleich- falls nach dem Leben, stellt uns ein deutscher Reisender, Dr. Klemm aus Dresden, auf. Hören wir den lebendig schildernden Reisenden! — Bald vor der Stadt Pisa beginnt ein wohlangebautes Land, und in diesem fuhren wir einige Stunden fort. Da sahen wir die eigenthümliche Tracht der Pisaner Landleute, die zur Arbeit ein langes weißes Hemd mit kurzen Aermeln anziehen, welches gegen die dunkeln Gesichter und Arme grell genug absticht. — Allgemach wurden die Ortschaften seltener und kleiner, es zeigten sich lange Strecken ungebautes, hügeliches Land, welches mit Gesträuch und Laubholz bewachsen war, das beim grauen Himmel einen traurigen Eindruck machte, der beinahe dem gleichkam, welcher unsre dresdener und dübener Haide und die Haidepartien der Herzberger und jüterbogker Gegend hervorbringen, nur daß anstatt der Kiefern dunkele grüne Laub- hölzer, wilder Wein, wilde Oelbüume, Pantoffelholzbüume oder Korkeichen, sowie auch wilde Feigenbäume von zum Theil krüppelhaftem knorrigem Wüchse, mit dem niedern aber üppigen Grase den dunkeln Erdboden be- deckten. Auf der trefflichen Straße, der alten Via Aurelia, begegneten uns viele Kohlentransporte. Man bedient sich dazu der Pferde und Maulesel, denen man die Kohlensäcke oder Körbe zu beiden Seiten breit und hoch genug aufladet. Drei Lastthiere sind gemeiniglich von einem Manne be- gleitet, der die deutlichsten Spuren seiner Beschäftigung an sich trägt. Diese Treiber haben hohe, spitze Hüte, um die Schulter rothbraune dicke Mäntel und den Fuß mit dicken Gamaschen gegen die Vipernbisse geschützt. Recht abenteuerlich sieht es aus, wenn diese schwarzen Gestalten durch die finstere Haide auf der öden Straße einherziehen, — zumal da in der Haide selbst die abenteuerlichsten, groteskesten Formen aufsteigen. Da man nämlich die Holzung — der Malaria wegen — nicht regelmäßig benutzen kann, so wird von Zeit zu Zeit ein Stück Holz angebrannt, ohne Rücksicht auf Holzarten und Erdboden. Man ackert dann das mit der Asche gedüngte Land und nennt dieses Verfahren Ackäellbiare. Im ersten und zweiten Jahre bringen diese Aecker vielen Weizen hervor, kehren aber sodann zur früheren Unfrucht- barkeit zurück, und dann überzieht sich der Boden auf's Reue mit wildem Gestrüpp, aus welchem hier und da ein alter, halbverbrannter Baumstamm wie ein schwarzer, kurzer, dicker Unhold mürrisch und tückisch hervorragt. Richt minder wunderliche Gestalten bieten die Korkeichen oder Pantoffelholz- bäume dar, von welchen alle drei Jahre die Rinde abgeschält wird. Die entrindeten Bäume stehen dann blutroth im grünen Gebüsch. An den Eichen rankt sich, gleich einer Riesenschlange, oft der wilde Weinstock empor; dieser ist zwar nicht unfruchtbar, bringt aber nur sehr kleine Beeren, diese aber in nicht bedeutender Fülle hervor, die einen sehr starken und kräftigen Wein liefern. — Als lebendige Staffage bemerkten wir in diesen Haiden braune Schafe, schwarze, fast haarlose Schweine, Rinder und Pferde, die vom Oc- tober bis Juni hier weiden, dann aber, beim Eintritt der Hitze in die Gebirge zurückkehren. Rur die Büffel bleiben auch dann noch in der Ma- remma und befinden sich in den heißen, feuchten Steppen ganz vortrefflich. Denn wenn es ihnen gar zu heiß wird, gehen sie in die Sümpfe, legen sich bis an den Hals ins Wasser und nähren sich vom frischen Seegrase. — Endlich erscheint auch der Wolf in der Maremma, von oen Gebirgen herabstergend und den Heerden nachziehend. Als Grund der Versumpfung dieses Theiles der Maremma betrachtet man vorzugsweise den Ombrone, einen Fluß, der auf fünf Pfund Wasser em Pfund Erde führt, diese an seinem Ausflusse absetzt, oie Kraft seines Laufes dadurch hemmt, sein Bett erhöht und dadurch einen Sumpf bildet, rn welchem das Meerwasser bei der Flut eindringt, ohne daß es nachher

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 68

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
68 Bilder ans Europa. — Italien. einen raschen Abzug finden könnte; denn auch das Meer treibt Dünen (Tomboli) auf, hinter denen der Sumpf sich erhält. In der Vermischung des See- und Flußwafsers aber gedeihen gewisse Pflanzen, welche, wenn sie in den heißen Monaten verfaulen, einen Gestank verbreiten, der fast allem thierischen Leben feind ist, wie man versichert, daß dieser Hauch Metalle anlaufen mache. Als besonders schädlich bezeichnet man unter diesen Pflanzen eine Chara-Art, die dort vorzugsweise häufig wächst. Nächstdem sollen die todten Fische, die der Ombrone, wenn Regengüsse sein Wasser besonders getrübt, mit sich führt, und die im seichten stehenden Wasser ver- faulen, die Luft vervesten. Mit einem Worte, das stehende Wasser ist ein wesentlicher Grund, oaß diese ehedem blühende, von einer römischen Straße durchzogene, mit großen Städten besetzt gewesene Gegend seit mehreren Jahrhunderten eine Wüste geworden, welche die wenigen Bewohner vom Monat Juni an fliehen müssen, wenn sie nicht noch früher, als es ohnehin geschieht, dieser giftigen Atmosphäre erliegen wollen. 40. Der Vesuv. Der Vesuv erhebt sich auf dem Ostgestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so prachtvoll ist der Ausblick seiner Höhe. Ern mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braun- rothes Lavagefild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht es anfangs ziemlich gut; es sind noch große, fest liegende Steine da, aus welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und ausruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer halben Stunde ist die beschwerliche Be- steigung des Kegels vollendet, wir stehen glrücklich oben am Rande de Kraters. Der Krater des Vesuvs ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand umher 10—15 Meter hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. Natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher als an der anderen. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande, der ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt der heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt. In der Mitte des ungeheuern Kessels ist der eigentliche Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 8—10 Meter hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, ge- bildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Oeffnung, die in das Innere des ewig brennenden Höllenrachens hinabgeht, aus welcher ein weißer schwefelgelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Oeff- nungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrothe Kohlenglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde schauerlich öde Ansicht.

10. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 90

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
do Bilder aus Europa. — Frankreich. Feigenbaum, Myrte, Lorbeer und der schöne Tulpenlorbeer oder Magnolia gedeihen noch im Freien; auf der Grenze der Vendöe um Ballet wächst ein schwerer weißer Wein, und die immergrüne Stechpalme nebst den gelb- blühenden Binsen erhalten auch im Winter der Landschaft einen Schein von Leben. Dazu kommt noch das feuchte Klima, dem ja auch das grüne Erin seinen Reiz verdankt; gewährt aber dasselbe auch feine Gemüse — denn Blumenkohl, öalstt u. s. w. stirbt hier nie aus — so ist das Klima wohl auch die Ursache, daß das Obst hier weniger kräftig und schmackhaft ist als selbst in Norddeutschland, dessen geregelteres Klima ihm zuträglicher ist. Die Erdbeeren selbst scheinen hier des Aromas zu ermangeln. Nur eins gedeiht hier, erfreut sich aber auch vieler Pflege: das sind die Birnen, die man namentlich um Nantes an Spalieren und Zwergbäumen zieht und nach Paris und London versendet. Eine andere Delikatesse liefert das Land bei Paimboeuf in den Hämmeln, welche auf den von Meerwasser gedüngten Wiesen weiden. Einen ungemeinen Reiz gewährt der Landschaft der viele Epheu, der in üppiger Vegetation sich um Mauern und Felsen schlingt, als wollte er uns andeuten, daß wir das Land der Sagen betreten. Es ist nicht der rein modern französische Charakter, den die hresige Bevölkerung an sich trägt, und selbst die Landschaft besitzt an den überall hin zerstreuten Druidendenkmälern noch viele Reste ihrer bretanischen Eigenthümlichkeit. Reizend sind die Umgebungen von Nantes, vor allem das Thal des Erdre, eines langsam schleichenden, düstern Flusses, dessen Ufer aber romantisch sind und im Sommer zu Spazierfahrten einladen; an seinem User, eine Stunde von der Stadt, steht das Schloß Barbebleue, wo der Rrtter Blaubart hauste, eine düstere Ruine, über und über mit Epheu und wildem Weine überwachsen. Malerisch sind die Ufer der Sevre, die von der Südseite in die Loire fällt. In dem lieblichen Bertou, einem Flecken, feiert der Nanter sein Landleben. Aber von weit her kommt man, um das entferntere Clisson zu sehen und sich der romantischen Stimmung hinzu- geben, die der Ort erweckt. Der schöne Park, der wirklich an italienische Landschaft erinnert, wie auch das Städtchen ganz italienisch gebaut ist, gehört zu dem jetzt eine prächtige Ruine bildenden Schlosse. In dem Departement der Niederloire auf dem linken Ufer ist auch der größte See Frankreichs, genannt le lae de Grandlieu. Man fahre an einem Herbsttag mit dem Schiff nach dem nahen Jndret hinab, einer der größten Maschinenbauanstalten Frankreichs, auf einer Loireinsel. Bon der Höhe des Ufers hat man ein herrliches Panorama über die Loire und das industriebelebte Thal, worin Essen dampfen, Maschinen hämmern, Fischer- boote sich kreuzen, und das Auge überall angezogen wird von reizenden Villen. Von hier aus hat man #/4 Stunden zu dem See, der zwei^Stunden lang und Iv2 Stunde breit ist. Die Sage geht, daß hier eine Stadt ge- standen und gegen Ende des 6. Jahrhunderts von den Fluten verschlungen worden sei. Nach Bumüller u. Schuster. 53. Die Landes oder Haiden von Medoc. Kaum hat man Bordeaux verlassen, so findet man sich in einer unab- sehbaren Ebene, die bis zum äußersten Horizont mit wilden Pflanzen bedeckt ist. Man verliert sich in der trostlosen Oede, wo auf unbegrenztem Raum kein Zeichen die Anwesenheit eines Menschen verräth. Ueberlüßt man sich in dieser wüsten Fläche dem Zufall, so läuft man Gefahr, tagelang durch Busch und Moor wandern zu müssen, ehe man auf eine^ armselige Hütte trifft, welche vielleicht von einigen Unglücklichen bewohnt ist, die der Fieber- frost schüttelt. Kleine, von den Insassen gebaute Oasen verbergen sich hier
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